Hellmut Hofmann 1921 – 2009

Die Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie und Grenzbereiche der Wissenschaften trauert um ihren Ehrenpräsidenten,

em. o. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Hellmut Hofmann,

der am 3. Oktober 2009 verstorben ist.

Geboren am 12. 12. 1921 in Wien, mußte der junge Hellmut Hofmann nach Ablegen der Matura zum Arbeitsdienst und dann gleich zur Deutschen Wehrmacht einrücken; er wurde mit dem EK II ausgezeichnet und hatte seit Nov. 1942 den DGrd Leutnant inne. Leider brachte der Krieg für ihn auch den traurigen Verlust seines Bruders, eines promovierten Zoologen, der auf Kreta gefallen ist. Noch im Krieg begann Hellmut Hofmann das Studium der technischen Physik an der damaligen Technischen Hochschule in Wien.

Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft begann mit der Fortsetzung seines Studiums an der Technischen Hochschule seine akademische Karriere (Habilitation 1958), die ihren Höhepunkt schließlich mit seiner Funktion als Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik, die er von 1972 bis 1974 innehatte, erreichte. Von 1965 bis zu seiner gesundheitsbedingt vorzeitigen Emeritierung im Jahre 1988 war er Vorstand des Institutes für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik der Technischen Hochschule bzw. der Technischen Universität Wien. Generationen junger Elektrotechniker sind durch seine Schule gegangen; heute noch schwärmen seine ehemaligen Studenten von seinen klaren und lebhaften Vorlesungen.

Wie bei vielen Menschen, stand am Beginn von Hellmut Hofmanns Interesse an der Parapsychologie das spiritistische Gesellschaftsspiel, war es doch angesichts der großen Verluste an Menschenleben im Krieg naheliegend, auszuprobieren, ob sich da nicht eine Kommunikation etablieren ließe. Freilich blieb Hofmann als angehender Wissenschaftler nicht den Niederungen des Populärspiritismus verhaftet, sondern hat sich bald der seriösen Richtung der Parapsychologie zugewandt und den Anschluß an die damalige „Österreichische Gesellschaft für Psychische Forschung“ gefunden, die 1927 in Wien nach dem Muster der 50 Jahre älteren „Society for Psychical Research“ gegründet (und nach dem Intermezzo des Krieges 1946 wieder-gegründet) worden war. Große Turbulenzen brachte um 1965 die Generationsablöse der damals noch tätigen Gründungsmitglieder mit sich, als Hellmut Hofmann die Leitung der Gesellschaft als ihr Präsident übernahm, aber schließlich trat Beruhigung ein und Hofmann hat das Schifflein der Gesellschaft für mehr als die nächsten drei Jahrzehnte sicher geführt, während derer die Gesellschaft, 1971 in „Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie“ umbenannt, ihre Heimstatt an seinem Institut an der TH bzw. TU hatte.

Bei der Emigration von Milan Rýzl aus der damaligen ČSR in die USA, die seinen tschechischen Kollegen zunächst nach und in weiterer Folge durch Österreich durch geführt hat, hat sich Hofmann als überaus hilfreich erwiesen.

Eine sehr gute Beziehung hatte Hellmut Hofmann über viele Jahre zu Hans Bender, dem Gründer und Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg i. Br., den Hofmann häufig zu Vorträgen nach Wien einlud – zunächst noch im Elektrotechnik-Altbau, wo Bender die Säle derart zu füllen vermochte, daß stets Videoübertragungen in die benachbarten Hörsäle notwendig waren. Auch anläßlich des 50-jährigen Jubiläums unserer Gesellschaft war es Bender, der (im Chemie-Hochhaus) den Festvortrag hielt, wozu Hofmann zahlreiche Repräsentanten des Wiener akademischen Lebens eingeladen hatte und womit ein großer Erfolg für das Ansehen der Parapsychologie erzielt werden konnte.

Als Uri Geller zum ersten Mal in Wien war – das pro und contra bezüglich Geller zu diskutieren, ist hier nicht der Ort –, war neben anderen auch Hellmut Hofmann als Experte ins Fernsehstudio geladen. Dabei konnte er eine Reihe von Beobachtungen machen, die er später auch publiziert hat; sie sind auch in seinem später erschienenen Buch enthalten. Gleichzeitig hat der Geller-Rummel kurzzeitig großen Zulauf zur Gesellschaft bewirkt, die dann bis zu 600 Mitglieder hatte, im Vergleich zu vorher und nachher ca. 200.

In schönster Verbindung seines beruflichen Wirkungsfeldes, der Elektrotechnik, mit dem Gebiet der Parapsychologie hat Hellmut Hofmann auch einschlägige Arbeiten an Diplomanden oder Dissertanten vergeben, so z.B. den Bau von Testgeräten für Außersinnliche Wahrnehmung (1971, 1977, 1983). Weiters ist hier sein besonderes Interesse an der Radiästhesie zu nennen, der auch ein Kapitel seines Buches gewidmet ist. Wenn der Naturwissenschaftler und Techniker auch die größte Affinität zum Experiment haben mag, so hat Hellmut Hofmann immer – so auch in seinem Buch – betont, daß er die Spontanphänomene für das Überzeugendste in der Parapsychologie hält (womit ich ihm nur beipflichten kann).

Im Jahre 1980 ist Hellmut Hofmann mit dem „Schweizerpreis für Parapsychologie“ ausgezeichnet worden.

Bereits seit den 1990er-Jahren war Hellmut Hofmann – aus gesundheitlichen Gründen, nicht wegen erlahmenden Interesses – daran interessiert, die Agenden der Gesellschaft in jüngere Hände zu legen. Ich habe damals zunächst die Vortragsorganisation übernommen, und im Jahr 1997 ist Manfred Kremser zum neuen Präsidenten gewählt worden und die Gesellschaft hat dementsprechend ihren Sitz von der Technischen Universität an die Universität Wien verlegt. Hellmut Hofmann hat damals ein wohlbestalltes Haus übergeben! Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Position eines Ehrenpräsidenten geschaffen und in den Statuten verankert; daraufhin ist Hellmut Hofmann vom Vorstand zum Ehrenpräsidenten unserer Gesellschaft, der er damals bereits mehr als 50 Jahre angehört hat, ernannt worden – das erste Mal, daß diese Würde verliehen worden ist.

Als sein parapsychologisches Vermächtnis habe ich 2001 mit Kollegen sein Buch PSI – die „andere Wirklichkeit“ herausgegeben, das in Anwesenheit des Rektors, Peter Skalicky, im Festsaal der Technischen Universität präsentiert worden ist – gleichzeitig das letzte öffentliche Auftreten Hellmut Hofmanns in parapsychologiis.

Noch bis zu seinem 80. Geburtstag hat Hellmut Hofmann gelegentlich Vorträge unserer Gesellschaft besucht, später hat er noch über Telephonkontakt Interesse am Wohlergehen unserer Gesellschaft gezeigt.

Hellmut Hofmann hat sein Präsidentenamt in einer für die Parapsychologie glücklichen Periode ausgeübt, als nämlich die argen, früher oft bis vor den Kadi führenden Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern einem ruhigeren Diskurs Platz gemacht haben, vor allem aber in einer Zeit, in der die 1969 erfolgte Aufnahme der Parapsychological Association in die American Association for the Advancement of Science einen internationalen Durchbruch bedeutet hat. In der kleineren Welt der Parapsychologie in Österreich, wo Hellmut Hofmann zu seiner Zeit mit zahlreichen Vorträgen und mit Interviews in den Massenmedien präsent war, ist es sein bleibendes Verdienst, der Parapsychologie durch sein Prestige als Universitätsprofessor zu weitgehender Akzeptanz und zu Reputation in akademischen Kreisen verholfen zu haben.

© Peter Mulacz

Links:
Das Buch: PSI – die „andere Wirklichkeit“
Das Buch: Buchpräsentation an der Technischen Universität
Partezettel
Presseaussendung der Familie
Aufbahrung am Döblinger Friedhof
Sterbebildchen
 
 

 

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