Kurzbericht über den Vortrag
von Alfons Steiner
Der Referent, der selbst rund 500 mediumistische Durchgaben gesammelt hat, hat – von der rhetorischen Frage ausgehend, ob Medialität in der Persönlichkeit selbst wurzelt oder ins Transzendentale reicht – einen weiten Bogen gespannt: von Gottesbegegnungen von Religionsgründern (Zoroaster, Mohammed ) über Mystiker wie Meister Eckehart oder Jakob Böhme zu Persönlichkeiten wie Jakob Lorber und Emmanuel Swedenborg, weiters "Vatermedien" und Pfarrer Greber, über charismatische Führerpersönlichkeiten, die sich ihrerseits selbst als geführt bzw. inspiriert erleben, wie Jeanne d'Arc, zu bekannten spiritistischen Medien wie Geraldine Cummins, und von kommerziellen Medien wie die des britischen Spiritualistenverbandes am Belgrave Square bis schließlich hin zu Familienzirkeln und zu Spontanphänomenen.
Als Beispiele spontaner Phänomenik, die der Referent auf eine latente Medialität der Erlebenden zurückführt, wurden zwei Beispiele des Phänomens der "eingebrannten Hand" in Text und Bild vorgeführt, wobei auf die Publikationen von P. Siegmund Bezug genommen worden ist.
Beispiele medialer Botschaften demonstrierten die große Variationsbreite im Niveau solcher "Durchgaben", wobei ich eher dazu neigen würden, einen der gebrachten Texte aufgrund der darin vorkommenden Neologismen (z.B. "Gralsthora") in den Bereich der psychopathologischen Phänomene einzuordnen.
Bekannte Fälle wie die Ausgrabungen in Glastonbury ("paranormale Archäologie" von Bligh Bond mit dem Medium Alleyne ) rundeten diesen Teil ab.
Eigene Erlebnisse umfaßten u.a. Begegnungen mit fragwürdigen oder auch betrügerischen Medien, aber auch interessante Spontanfälle (Vision einer Tempelritterversammlung auf Burg Lockenhaus im Burgenland durch eine medial veranlagte Dame, die von der [möglichen] Vorgeschichte der Burg nichts wußte), Spukereignisse, und die mediale Durchgabe eines Ertrunkenen über Ort und Lage seiner Leiche, was aufgrund der recht genauen Angaben die Bergung der Leiche ermöglicht hat.
Diskussion :
In der Diskussion habe ich zunächst auf die Dimension der Psychopathologie hingewiesen, die mir als Ergänzung notwendig erschien, wodurch das Spannungsfeld religiöse Erfahrung – [vorgeblich] spiritistische Erfahrung zu einem Spannungsdreieck erweitert wird.
Weiters habe ich den Aspekt der bekannten Verwandtschaft von Kreativität und Medialität eingebracht, wurzeln doch beide in den Tiefen des Unbewußten. Die Analogie ist schlagend: wie z.B. Johannes Brahms nach dem Bericht seines Freundes J. Joachim zutiefst davon überzeugt war, daß seine musikalische Inspiration direkt von Gott komme, so hat sich ganz ähnlich Jakob Lorber bekannterweise als der "Schreibknecht Gottes" empfunden (auch Swedenborg hat am Beginn seiner Entwicklung zum Geisterseher einen Anruf Gottes erfahren, und dieser Beispiele wären noch mehr). In beiden Fällen, beim schöpferischen Prozess und bei der Medialität, wird das Erfahrene als fremd, als von außen (in den genannten Fällen gar von Gott selbst) kommend erlebt.
Schließlich hat angesichts der Grundfrage, woher denn alle diese Phänomene kämen, unser Präsident, Manfred Kremser, auf der Basis seiner Erfahrung, wie in anderen Ethnien mit derartigen Grenzphänomenen umgegangen wird, gemeint, daß dieses strenge Entweder – Oder in unserer Gegenwart möglicherweise obsolet sei und Lösungsansätze gesucht werden müßten, welche diesen Dualismus überwinden würden und einem eher holistischen Denken adäquat seien.
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