Kurzbericht  über  den  Vortrag

von  Andreas 
Hergovich

"Illusionen in Magie und Parapsychologie  -

Zur möglichen Erklärung von Wundern"

                    
Bekanntlich hat der britische Parapsychologe John Beloff (†) zwei Lager innerhalb der Parapsychologie identifiziert, die er als "Maximalisten" (welche besonders an Makro-Phänomenen interessiert sind und einen top-down approach verfolgen) bzw. als "Minimalisten" (welche die in Massenexperimenten erzielten winzigen Effekte als bottom-up approach bevorzugen) apostrophiert. Für jede der beiden Gruppen legt er auch fest, welche mögliche Fehlerquelle ihm als die wichtigste Fallgrube erscheint, die es zu vermeiden gilt: für die Maximalisten ist das der Betrug der Medien und für die Minimalisten das statistische Artefakt.

Daraus resultiert, daß es für jeden, der sich für Makrophänomene interessiert, fundamental wichtig ist, über mögliche Täuschungen Bescheid zu wissen — schließlich wollen wir uns doch nicht selber in den Sack lügen! Ohne eine solche (zumindest theoretische) Kenntnis der Täuschungs- (d.h. Irrtums- wie auch Betrugs-)-möglichkeiten kann man die Rede in stehenden Phänomene nicht korrekt beurteilen, geschweige denn selbst auf diesem Gebiet experimentieren. Eine kritische (nicht "skeptische") Grundhaltung ist eine der Voraussetzungen für eine sinnvolle Beschäftigung mit dem Gebiet der Parapsychologie.

Ein paar Worte zu unserem Referenten, der schon einmal zuvor bei uns gesprochen hatte. Er ist Verfasser mehrer Bücher, darunter —für uns relevant — "Der Glaube an Psi", ist ao. Univ.-Prof. am Institut für Psychologische Grundlagenforschung der Fakultät für Psychologie der Universität Wien und Mitglied der Wiener GWUP-Regionalgruppe sowie des Wissenschaftsrats der GWUP (=  Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.), einer Skeptikervereinigung, und last not least ist er selber Amateurzauberer, somit mit dem gegenständlichen Thema nicht nur theoretisch, sondern auch von der praktischen Seite her vertraut.

Die GWUP ist, wie erwähnt, eine Skeptikervereinigung — jene Personengruppe, welche Hans Bender als die "Negativ-Gläubigen" bezeichnet hat. Man sollte sich von der moderaten Darstellung der Ziele auf der GWUP-Website nicht täuschen lassen; ich habe seit Jahren die mailing list der GWUP abonniert und dort hört man ganz andere Töne, welche Benders Urteil, daß es sich vielfach um emotionale Einstellungen gegenüber dem Gegenstand, nicht aber um rationale Beurteilungen desselben handelt, vollauf bestätigen. Was die Ausgrenzung "Andersgläubiger" betrifft, kann durchaus von "Gesinnungsterror" die Rede sein. Folgerichtig ist es ja auch vor einigen Jahren zu einer Spaltung gekommen, weil viele diesen Stil nicht mehr mitmachen haben wollen. Daraus ist unter der Leitung von Edgar Wunder das "Forum Parawissenschaften", nunmehr "Gesellschaft für Anomalistik" entstanden, welche auch eine "Zeitschrift für Anomalistik" herausgibt.

Über die GWUP und ähnliche Organisationen siehe auch die Website Skeptizismus.

Während die GWUP eine sehr rigide Haltung verfolgt, ist das bei unserem Referenten — trotz seines Engagements in dieser Organisation — nicht so sehr der Fall. Nicht nur hat er seine Haltung zwischen der ersten und der zweiten Auflage seines Buches "Der Glaube an Psi" modifiziert und ist von seiner ursprünglich extrem skeptischen Haltung abgerückt, er hat mich auch mehrfach eingeladen, in seiner Lehrveranstaltung über Parapsychologie vorzutragen, woraus eine fruchtbare Diskussion entstand. Seine Einwände gegen die Parapsychologie als Wissenschaft sind vor allem wissenschaftstheoretischer Natur — bezogen auf den theoretischen Unterbau der Parapsychologie — und darüber läßt sich natürlich einiges pro und kontra sagen.

Das vorliegende Thema war natürlich minder kontrovers.

Der Vortrag war sehr instruktiv, gleichzeitig auch unterhaltsam, weil der Referent nicht bloß einzelne Tricks selbst vorgeführt hat, sondern sein Referat auch mit zahlreichen Videobeispielen garniert hat, die hier natürlich aus naheliegenden Gründen fortbleiben müssen. Jedoch war er so freundlich, mir seine Powerpoint-Präsentation zur Verfügung zu stellen und zu gestatten, den Text hier zu verwenden. Es handelt sich im Folgenden also um Hergovich' Originaltext, bloß auf HTML umgesetzt, und ich empfehle, zuerst den Text durchzuarbeiten, und erst dann zur "Diskussion" auf diese Seite zurückzukehren. 
 

 >> Hier geht's zum Vortragstext <<

 

Die Diskussion            
war — wie zumeist — sehr lebhaft.

Zunächst ist festzuhalten, daß im Bereich der Parapsychologie niemand von "Wundern" spricht, weil dieser Terminus der Heilsgeschichte bzw. dem religiösen Sprachgebrauch überlassen wird -- ebenso, wie wir im Rahmen der Parapsychologie von "Präkognition", aber nicht von "Prophetie" sprechen.

Von diesem terminologische Unterschied einmal abgesehen, wird man dem Referenten weitestgehend beipflichten. Wie oben gesagt, sind Selbsttäuschungen zu vermeiden — es sei an das Diktum von Hans Driesch erinnert, "lieber hundert echte Phänomene verwerfen als irrtümlich ein unechtes als echt anerkennen".

Deutlich unterschiedliche Auffassungen gibt es jedoch dort,

Insbesondere, was das Phänomen des paranormalen Metallbiegens betrifft, muß ich vehementen Widerspruch anmelden, wenn unser Referent alle Fälle nur auf Trick zurückführen möchte. Nicht nur, daß ich selber zahlreiche Fälle beobachten habe können — bei Kindern und Jugendlichen kurz nach dem seinerzeitigen Auftreten von Uri Geller, später dann bei Rony Marcus, über den vor allem Heinz Ch. Berendt (†) publiziert hat und der mittlerweile (leider) ins Lager der berufsmäßigen Unterhaltungskünstler übergetreten ist, und andere Erfahrungen mehr. Es gibt gerade zum Thema paranormaler Biegephänomen viel experimentelles Material, das "wasserdicht" ist. Ich erinnere nur an die Arbeiten von Bernhard Wälti (eine CD, welche diese dokumentiert, ist in unserer Bibliothek vorhanden) und an die Publikationen des Physikprofessors John Hasted (†) im Sammelband "The Iceland Papers" und insbesondere in seinem Buch "The Metal Benders", dessen Text zur Gänze im WWW abgerufen werden kann — etwas kompromittierend ausgerechnet auf der Website von Uri Geller —, und zwar unter http://www.uri-geller.com/books/metal-benders/h.htm. Als ein Beispiel dazu die berührungslos im Inneren der Plexiglaskugel verformten Büroklammern  — reproduziert auch im Buch unseres Ehrenpräsidenten, für das Bild dieser Kugel siehe http://www.amazon.de/gp/product/images/3851671112/ref=dp_otherviews_1/303-6376674-0156206?ie=UTF8&s=books&img=1. Trotzdem sind auch Hasted Angriffe aus der "skeptischen" Ecke nicht erspart geblieben, wobei sich diese stets auf die "schwachen" Fälle konzentrieren, z. B. Randi auf eine völlig bedeutungslose Episode, während die Effekte berührungslosen Biegens von den Kritikern ausgespart worden sind, wohl in der Meinung, daß nach Lektüre dieser pseudo-kritischen Berichte viele darauf verzichten würden, die Originalliteratur zu konsultieren …

Insgesamt jedoch war der Vortrag überaus wichtig, hat er doch manchen Hörern, welche gerne in "höheren Regionen" schweben und zur esoterischen Ecke tendieren, ein wenig die Augen geöffnet, was alles zu machen möglich ist, noch lange, bevor parapsychologische Fragen überhaupt ins Spiel kommen.

Für die jahrhundertealte Diskussion um die Echtheit jener Phänomene, welche den Forschungsgegenstand der Parapsychologie bilden, ist jedenfalls noch lange kein Ende abzusehen …
 

Literaturhinweis:
Lutz Müller
Para, Psi und Pseudo.
Parapsychologie und die Wissenschaft von der Täuschung
Ullstein, Berlin/Ffm/Wien 1980
ISBN 3550076894
(bzw. TB 1983)

        


                

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