Es mag schwierig sein, ein akustisches Beispiel für dieses Phänomen ins Web zu stellen, aber ein optisches Analogon, nämlich, Bilder innerhalb von Bildern zu "entdecken" (= recte hineinzuprojizieren), bietet sich an:
Bilder.
Bilder, die man aufhängt umgekehrt,
mit dem Kopf nach unten, Fuß nach oben,
ändern oft verwunderlich den Wert,
weil ins Reich der Phantasie erhoben.Palmström, dem schon frühe solches kund,
füllt entsprechend eines Zimmers Wände
und als Maler großer Gegenstände
macht er dort begeistert Fund auf Fund.Christian MORGENSTERN
Das bekannteste Beispiel für dieses Phänomen mag das "Männchen" sein, das man im Vorderbein (bzw. in Schulter und Vorderbeinen) des Kamels, welches auf der Packung der Zigarettenmarke "Camel" abgebildet ist, sehen kann. Peter BRUGGER (CH) hat im Rahmen seines Vortrags beim dritten "SSE European Meeting" (SEE = Society for Scientific Exploration) in FREIBURG i. Br. (1996) u. a. darauf hingewiesen. Auch ein Beitrag auf den Folklore-Seiten "Urban Legends" setzt sich mit diesem Thema auseinander. (Eine weitere diesbezügliche Internet-Seite, "CAMEL CIGARETTES: 85 YEARS OF SUBLIMINAL MESSAGES?", die von Suchmaschinen noch angegeben wird, läßt sich mittlerweile nicht mehr auffinden.) Einige Betrachter entdecken übrigens an der Figur dieses Männchens noch bemerkenswerte Einzelheiten, welche vermutlich in Relation zu ihren eigenen emotionsbesetzten Interessen (egal, ob diese nun eingestanden oder verdrängt sind) stehen...
Siehe die Abbildung auf "snopes" Können Sie das Männchen im Kamel erkennen?
Wenn nicht, dann klicken Sie auf das Bild der Zigarettenpackung …
Und was macht das Männchen im Kamelbein? Welchen Sinn hat es?
Ein Männchen hat doch dort nichts verloren!In der Tat sind Fragen wie diese sinnleer, denn es gibt dieses Männchen gar nicht "wirklich", es ist ein bloßes Scheinprodukt unseres Wahrnehmungsprozesses. Der psychische Prozeß, der als "Gestaltwahrnehmung" (Chr. v. EHRENFELS) bekannt ist, befähigt uns nicht nur, "Gestalt" zu erkennen bzw. wiederzuerkennen, dabei vielfach Fehlendes zu ergänzen und Lücken aufzufüllen, sondern er veranlaßt uns manchmal, auch dort scheinbare Muster (patterns) zu erkennen, wo gar keine vorliegen, indem disparate, nicht zusammengehörige Teile (in unserem Bild das Muskelprofil des Kamelbeines) miteinander so kombiniert werden, daß sie Bekanntes (im konkreten Fall diese Figur eines Mannes) ergeben. Man nennt diese Verzerrung der Wahrnehmung innerhalb des optischen Bereichs auch "Pareidolie"; ein in den letzten Jahren bekannt gewordenes Beispiel ist das "Marsgesicht", das trotz Aufklärung des dahinterstehenden Sachverhalts noch immer viele "Gläubige" findet.
Bei den (angeblich) paranormalen Tonbandstimmen passiert zumindest in vielen Fällen dasselbe: in einen unspezifisch strukturierten akustischen Hintergrund (Rauschen, etc.) werden Worte "hineingehört", d.h., zufällig vorhandene Lautfolgen werden vom Wahrnehmenden so neu kombiniert, daß sie scheinbar sinnvolle Worte ergeben. (Eine Objektivierung dieser Lautfolgen [oder gar von "Stimmen"] ist schwierig, weil sie – auch die wenigen subjektiv deutlich hörbaren unter ihnen – stets zu kurz sind, um eine apparative Aufzeichnung der Formanten zu erlauben.)