Carl du PREL
Kurzbericht über den Vortrag
von Andreas Sommer
Vom
DARWINISMUSzum
OKKULTISMUS:
Dr. phil. Carl Freiherr du PREL
(1839 - 1899)– Leben und Werk
Der Referent hat mir die folgende
Zusammenfassung
seines Vortrags zur Verfügung gestellt:
I
m Rahmen eines historischen Rückblicks und im Zusammenhang mit den
Problemen der um die Jahrhundertwende epidemieartig grassierenden
spiritistischen Bewegung wird im 100. Todesjahr DU PRELs des Lebens und
Werks des Philosophen gedacht. Die Sonderstellung DU PRELs in der Geschichte der Parapsychologie ergibt sich u. a. aus seinen fundierten Kenntnissen der alten Urkunden des Mesmerismus und Somnambulismus, seines Einsatzes für die Integration des Hypnotismus und Spiritismus ins Gefüge wissenschaftlicher Disziplinen und nicht zuletzt der Konfrontation mit Eduard von HARTMANN, dem großen Philosophen des Unbewußten und Kritiker des Spiritismus.
Ausgehend von der klassischen Philosophie (SCHOPENHAUER, KANT), dem Darwinismus und astronomischen Studien (Entwicklungsgeschichte des Weltalls) fand DU PREL in den umstrittenen Phänomenen des Okkultismus – insbesondere des Spiritismus – Hinweise auf die Existenz eines „transzendentalen Subjekts“ (HELLENBACH), welches er gleichsam als „Seele“ im metaphysischen, und „organisierendes Prinzip“ im biologischen Sinne (siehe ARISTOTELES' bzw. DRIESCHs „Entelechie“) auffaßte. Das transzendentale Subjekt galt für DU PREL außerdem als Träger des Unbewußten und der Außersinnlichen Wahrnehmung.
Mit seiner Neuherausgabe der Vorlesungen über Metaphysik von Immanuel KANT gelang DU PREL der Nachweis, daß KANTs Schrift Träume eines Geistersehers einseitig als Karikatur mißverstanden wurde und sich KANT durchaus auf einer Linie mit den spiritistischen Spekulationen DU PRELs befunden hatte: Auch er spricht in seinen (nachkritischen) Vorlesungen vom Menschen als „Bürger zweier Welten“ und über das irdische Leben als „Spezialfall“ des eigentlichen, jenseitigen Daseins.
Trotz zahlreicher kritischer Stimmen, u. a. in bezug auf mangelndes Kritikvermögen (TISCHNER) und unzureichende Beobachtungsgabe als parapsychologischer Forscher (SCHRENCK-NOTZING), galt DU PREL auch unter seinen Gegnern als hochrangiger Philosoph und Gelehrter, dessen Werke eine Fundgrube auch für moderne parapsychologische Forscher, speziell mit Interesse an der Survival-Problematik, darstellen.
In meinen einleitenden Worten
habe ich DU PREL als einen jenes Dreigestirns von heroischen Einzelpersönlichkeiten im deutschen Sprachraum benannt, die noch vor der Geburtsstunde der Parapsychologe – der Gründung der SPR im Jahre 1882 – auf unserem Gebiet bahnbrechend tätig gewesen sind, nämlich
Carl du PREL (1839 - 1899]
und habe dabei auch auf die mannigfaltigen Verflechtungen in den Beziehungen dieser drei Persönlichkeiten untereinander hingewiesen. Insbesondere ist hinsichtlich experimenteller Forschung an die "Achse" ZÖLLNER - HELLENBACH zu denken, welche beide – und zwar unabhängig voneinander (ZÖLLNER in LEIPZIG, HELLENBACH in WIEN) – mit denselben Medien experimentiert (z.B. SLADE) bzw. mit denselben Personen ("Magnetiseur" HANSEN) Demonstrationen und Experimente veranstaltet haben, sowie hinsichtlich der Transzendentalphilosphie an die "Achse" HELLENBACH - DU PREL.
Diskussion:
Es wurden jene Fragen der philosophischen Anthropologie diskutiert, die auch in der Philosophie DU PRELs angeschnitten werden, vor allem das Seelenproblem, woraus sich die Frage ergab, ob wir seit den Zeiten DU PRELs Fortschritt oder Stagnation zu verzeichnen hätten. Ich bin der Meinung, daß wir es mit denselben Problemstellungen zu tun haben, die nicht erst von bzw. seit DU PREL diskutiert werden, sondern die sich die ganze abendländische Philosophie hindurch verfolgen lassen, daß wir aber auf der anderen Seite gerade in der jüngsten Vergangenheit Anlaß haben, diese alten Probleme von neuen Aspekten her zu diskutieren (z.B. Computersimulationen neuronaler Netzwerke).
Schlagwortartig habe ich auch auf jene Überlegungen hingewiesen, welche den treffenden Formulierungen von der "Gespenstermetaphysik der Spiritisten", wie mein philosophischer Lehrer Erich HEINTEL zu sagen pflegte, und vom "Gespenst in der Maschine" (Arthur KOESTLER) zugrundeliegen, sowie auf den Lösungsansatz von POPPER & ECCLES.
Ein Mitglied unserer Gesellschaft, das sich selbst als eine Komapatientin geoutet hat, hat das Problem der Todesnäheerfahrung in die Diskussion eingebracht, bzw. das der argumentativen Tragfähigkeit der bei NDEs beobachteten OOBEs. Hier handelt es sich um die altbekannte Problematik der Abhebbarkeit des Psychischen vom physischen Substrat, da ja (außerhalb jener Phänomengruppen, deren Studium den Gegenstand der Parapsychologie bildet) das Psychische empirisch nur in somatischer Bindung auftritt.
Weiters ist m. E. zu fragen, ob die so ansprechende Philosophie DU PRELs nicht in den Fehler verfällt, ein Unbekanntes (das Leib-Seele-Problem) durch ein anderes Unbekanntes (das transzendentale Subjekt) erklären zu wollen.Abschließend ist – auf einer anderen Ebene, nämlich der lokalhistorischen – zu erwähnen, daß in den Zwanzigerjahren in WIEN eine Carl du PREL-Gemeinde bestanden hat, und zwar in Zusammenhang mit der okkultistischen Buchhandlung Andreas PICHL auf der Linken Wienzeile.
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