Die Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie und Grenzbereiche der Wissenschaften trauert um ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Manfred Kremser,seit 1997 Präsident unserer Gesellschaft, der am 3. März 2013 verstorben ist. Wenn irgendwo die Formulierung „nach langem, schweren Leiden“ am Platz ist, dann hier. Auch wenn ihn seine Vitalität, das ihm eigene sonnige Naturell und sein bewundernswerter Optimismus fast bis zum Ende getragen haben, so hat er doch eine ganz schlimme Leidensgeschichte hinter sich, die von vielen Spitalsaufenthalten, mehreren Operationen und vielen Zyklen kräfteraubender Chemotherapie gekennzeichnet war. Manfred Kremser war Professor am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie (KSA) der Universität Wien. Ich lernte ihn anfangs/Mitte der 1970er-Jahre kennen, als er mit der Feldforschung für seine Dissertation über die Hexerei bei den Azande (eine Volksgruppe im Norden von Zentralafrika) beschäftigt war (und als das Institut noch „Institut für Völkerkunde“ hieß; später erfolgte dann die erste Umbenennung in „Institut für Ethnologie“). Schon allein aus dieser Themenstellung wird der Konnex zum Forschungsgegenstand der Parapsychologie deutlich; gewisse Vorstellungen der Azande ähneln durchaus dem, was auch manche Esoterik-Gläubige im Westen für real erachten. Später hat sich das geographische Forschungsinteresse Manfred Kremsers auf die Karibik verlagert und sein inhaltliches Forschungsinteresse hat sich ganz allgemein auf Bewußtseinsforschung ausgedehnt – selbstverständlich stets mit der Konnotation der parapsychologischen Implikationen. Ohne auf dem Gebiet der Parapsychologie Spezialkenntnisse für sich zu reklamieren, war es doch diese Disziplin, durch die er mit der Begrifflichkeit der zustandsspezifischen Wissenschaft (nach Charles Tart) konfrontiert worden ist, was ihn und sein Werk stark beeinflußt hat. Insbesondere ist es die Methode der partizipativen Beobachtung, die in der Feldforschung Anwendung findet – sei die Problemstellung nun eine parapsychologische oder eine ethnologische. Als sich Manfred Kremser 1997 entschloß, das Präsidium unserer Gesellschaft zu übernehmen, um den schwer kranken Prof. Hellmut Hofmann abzulösen, ging erstens der Sitz unserer Gesellschaft von der Technischen Universität Wien (szt. Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik) an die Universität Wien (eben das Institut für Kultur- und Sozialanthropologie) über, und zweitens fand damals auch eine Umbenennung der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie statt, und zwar insofern, als der Zusatz „und Grenzbereiche der Wissenschaften“ hinzugefügt worden ist, was dem interdisziplinären Ansatz Rechnung trägt, um den Manfred Kremser ebenso bemüht war, wie es jede seriöse Parapsychologie sein muß. Wie Hofmann zuvor, so hat auch Manfred Kremser ein bleibendes Verdienst erworben, der Parapsychologie durch sein Prestige als Universitätsprofessor zu weitgehender Akzeptanz und zu Reputation in akademischen Kreisen verholfen zu haben, wobei er es von seinem Fach her (z.B. Schamanismus) schwieriger hatte, Grenzen zu ziehen, als der Elektrotechniker Hofmann. Der Höhepunkt der Präsidentschaft Manfred Kremsers war wohl der „Weltkongreß der Parapsychologie“, der 2004 in Wien stattgefunden hat – mit dieser deutschen Formulierung haben wir damals die 47th Convention of the Parapsychological Association, der internationalen Berufsvereinigung der wissenschaftlich arbeitenden Parapsychologen, in der Öffentlichkeit beworben. Diese Veranstaltung, die jedes Jahr in einem anderen Land (alternierend in Amerika und in Europa) stattfindet, hat damals die Crème de la crème der internationalen parapsychologischen Gemeinschaft zu einer memorablen Tagung nach Wien gebracht. Während der ca. vier Jahre seiner schweren Erkrankung war Manfred Kremser physisch nur mehr wenig in unserer Gesellschaft präsent und es gibt gewiß jüngere Mitglieder, die ihm nie persönlich begegnet sind, aber dennoch hat er bis in seine letzten Tage das Wohl der Gesellschaft im Auge gehabt und mit uns permanent Fühlung gehalten. Manfred Kremser war ein herzensguter Mensch, immer hilfsbereit, und er hatte die Gabe, andere mit seinem Optimismus und seiner Fröhlichkeit aufzurichten – wobei seine positive Grundstimmung und sein Humor keineswegs mit seiner wissenschaftlichen Ernsthaftigkeit kollidiert haben. Nie werde ich das Fest vergessen, das zu seinem 60. Geburtstag veranstaltet worden ist. Damals hatte er schon seine erste (oder ersten) Operation(en) hinter sich, aber alles hat gut ausgesehen, als ließe sich das Schicksal noch wenden. An diesem Tag war er in Hochform und hat eine Rede gehalten, die seine Begeisterungsfähigkeit, sein Charisma und – wieder einmal – den genialen Funken seiner Persönlichkeit erkennen hat lassen. Mit Manfred Kremser hat nicht nur unsere Gesellschaft ihren Präsidenten verloren, sondern darüber hinaus habe ich einen jahrzehntelangen, mir sehr nahestehenden, lieben Freund verloren. Auch wenn sein Tod seit einiger Zeit absehbar war, so muß ich doch gestehen, daß er mich jetzt, wo er eingetreten ist, sehr betroffen macht. © Peter Mulacz Einige Reaktion auf die Todesnachricht (bekanntgegeben im Newsletter N° 51) aus den Reihen unserer Mitglieder und Interessenten Verabschiedung am 22. 03. 2012: Links zu Seiten des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie: Manfred Kremsers Publikationsliste (unvollständig; u.a. fehlen die zuletzt erschienen Werke) Wikipedia-Eintrag für Manfred Kremser
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